Polyole & Derivate

Polyole sind Grundstoffe für die Produktion von Polyurethan (PU)-Schaumstoffen und PU-Systemen, die ein breites Anwendungsspektrum in einer Vielzahl von Branchen besitzen. PU-Weichschaumstoffe dienen unter anderem zur Herstellung von komfortablen Matratzen. PU-Hartschäume werden in der Kälteindustrie zu Isolierzwecken sowie in der Bauindustrie als Dichtschaum eingesetzt. Aus speziellen Prepolymer-Schäumen werden unter anderem Polierpads für die Automobilbranche hergestellt und PU-Systeme werden beispielsweise als Thermoisolierungen, Blocksysteme von Wärmedämmplatten sowie als PU-Klebstoffe für diverse Anwendungsbereiche eingesetzt.

Das Segment Polyole & Derivate umfasst die Geschäftsfelder Polyole, Polyurethan-Systeme sowie Alkylphenole. Dominierende Geschäftseinheit dieses Segments ist die Business-Unit Polyole der PCC Rokita SA, Brzeg Dolny (Polen), mit der Produktion und dem Vertrieb von Polyether-Polyolen. Darüber hinaus zählt zu diesem Segment die PCC PU Sp. z o.o., Brzeg Dolny, deren Fokus auf Polyester-Polyolen liegt. Diese Gesellschaft wurde – einem Beschluss von 2022 folgend – Anfang Januar 2023 auf die PCC Rokita SA verschmolzen und in deren Business-Unit Polyole integriert. Im Segment Polyole & Derivate werden des Weiteren der Spezialschaum- und Polierscheibenhersteller PCC Prodex GmbH, Essen, und das Systemhaus PCC Prodex Sp. z o.o., Brzeg Dolny, geführt sowie die Zwischenholding PCC Insulations GmbH, Duisburg, unter deren Dach alle Beteiligungen in Produktion und Vertrieb von Isolier- und sonstigen Baumaterialien gebündelt sind. Hierzu zählen die PCC Therm Sp. z o.o., Brzeg Dolny, die PCC Bulgaria EOOD, Sofia (Bulgarien), sowie der entsprechende Geschäftsbereich der tschechischen PCC Morava-Chem s.r.o., Český Těšín. Das Geschäft dieser Beteiligungen, dessen Entwicklung sich in den vergangenen Jahren pandemiebedingt verzögert hatte, befand sich 2022 weiter im Aufbau. Dies gilt auch für die Aktivitäten der PolyU GmbH, Oberhausen, deren Fokus auf der Entwicklung von kundenspezifischen Spezialprodukten auf Polyole-Basis liegt. Mit Aufnahme der Produktion dieser Spezialprodukte durch die PCC Synteza S.A., Kędzierzyn-Koźle (Polen), deren Stammgeschäft die Herstellung von Alkylphenolen darstellt, wurde hierbei 2022 ein wichtiger Meilenstein erreicht. Komplettiert wird das Segment Polyole & Derivate durch die IRPC Polyol Company Ltd., Bangkok (Thailand), an der die PCC-Gruppe in einem Joint Venture mit der thailändischen IRPC Public Company Ltd. eine 50%ige Beteiligung hält. Die Gesellschaft wird nach der Equity-Methode in den Konzern einbezogen. Die Zahl der Mitarbeitenden im Segment Polyole & Derivate betrug zum Geschäftsjahresende 351 (Vorjahr: 335).

Das Segment Polyole & Derivate erzielte im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 259,8 Mio. € und lag damit auf dem Niveau des Vorjahres (255,7 Mio. €). Der Anteil am Konzernumsatz verringerte sich auf 19,6 % (Vorjahr: 26,1 %). Unsere Umsatzerwartungen für 2022 wurden dennoch weit übertroffen. Auch ergebnisseitig schloss das Segment Polyole & Derivate das Geschäftsjahr 2022 deutlich besser als erwartet ab. Das Rekordniveau des Vorjahres 2021, das durch die herausragende Performance im Geschäftsfeld Polyether-Polyole, vor allem aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage aus der Möbel- und der Matratzenindustrie getragen worden war, wurde jedoch 2022 nicht mehr erreicht. Dabei blieb die Nachfrage über den Jahreswechsel hinaus noch auf hohem Niveau, flachte aber ab dem zweiten Quartal zunehmend ab.

Die Verkaufspreise für alle Polyether-Polyole-Qualitäten gingen demzufolge zurück und gerieten insbesondere bei Standardqualitäten durch den zunehmenden Wettbewerb unter anderem aus China zusätzlich unter Druck. In diesem herausfordernden Marktumfeld konnte sich die Business-Unit Polyole der PCC Rokita SA dennoch gut behaupten und erneut ein deutlich positives Jahresergebnis erzielen.

Das Polyurethan-Systemhaus PCC Prodex Sp. z o.o. profitierte 2022 von der anhaltend robusten Nachfrage aus der Bauindustrie und konnte seine Performance gegenüber dem bereits guten Vorjahr erneut verbessern. Die in den Geschäftsbereichen Spezialschaum und Polierpads sowie Isolier- und sonstige Baumaterialien tätigen Beteiligungen blieben 2022 dagegen weiterhin defizitär. Dabei wurde die Entwicklung der PCC-Insulations-Gruppe durch Verzögerungen bei der ETA („European Technical Approval“) -Zertifizierung des von ihr entwickelten Isolierschaums, mit der im ersten Halbjahr 2022 gerechnet wurde, zusätzlich gebremst. Die Erteilung dieser Zertifizierung wird nunmehr für das erste Halbjahr 2023 erwartet. Umsatz- und Ergebnisentwicklung des thailändischen Joint Ventures IRPC Polyol Company Ltd. verliefen 2022 erneut positiv, blieben aber deutlich unter Vorjahr. Wesentliche Ursache war auch hier die rückläufige Nachfrage bei gleichzeitig steigendem Wettbewerbsdruck aus China. Die PCC Synteza S.A. verzeichnete im Jahresverlauf 2022 eine sinkende Nachfrage ihrer Alkylphenole. Aufgrund des ausgesprochen starken Jahresbeginns erzielte die Beteiligung 2022 dennoch ein positives Ergebnis auf dem sehr guten Vorjahresniveau. Das Produktportfolio der PCC Synteza S.A. wurde 2022 durch Spezialchemikalien auf Polyole-Basis, entwickelt von ihrer Schwestergesellschaft PolyU GmbH, erweitert. Durch diese Kooperation sollten sich für beide Gesellschaften in den kommenden Jahren weitere Wachstumschancen ergeben.

Das Produktportfolio des Segments Polyole & Derivate planen wir auch in Zukunft kontinuierlich zu diversifizieren und auszubauen, um die Erfolgsbasis dieses Segments langfristig zu stärken. Dabei wird unter anderem die Entwicklung von Produkten für kundenspezifische Anwendungen im Fokus stehen sowie die geografische Expansion, insbesondere in den nach wie vor dynamisch wachsenden asiatischen Märkten und langfristig auch in den USA. Dies gilt nicht nur für das Segment Polyole & Derivate, sondern segmentübergreifend für alle Kerngeschäftsbereiche im Konzern. Im Geschäftsjahr 2022 lag der Fokus auf dem Bau einer Produktionsanlage für Alkoxylate (eine Chemikaliengruppe die spezielle nichtionische Tenside und Polyether-Polyole umfasst) in Malaysia in Kooperation mit dem malaysischen Joint-Venture-Partner PETRONAS Chemicals Group Berhad (PCG). Der Bau dieser Anlage mit einer Produktionskapazität von 70.000 Tonnen durch die gemeinsame Projektgesellschaft PCG PCC Oxyalkylates Sdn. Bhd. schritt 2022 planmäßig voran. Die Inbetriebnahme ist für das dritte Quartal 2023 geplant. Dann wird die PCG PCC Oxyalkylates Sdn. Bhd. zu weiterem Wachstum in den Segmenten Polyole & Derivate und Tenside & Derivate beitragen.

Kennzahlen des Segments Polyole und Derivate 2022

Anteil am Konzernumsatz

19,6 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

5,0 %

Anteil an den Konzernsachlagen

5,5 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

10,4 %
wdt_ID Segment Polyole & Derivate in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 259,8 255,7 4,1 1,6
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 81,7 71,5 10,2 14,2
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 341,5 327,2 14,2 4,4
4 EBITDA 36,1 79,5 -43,4 -54,6
5 Sachanlagen 50,8 52,5 -1,7 -3,2
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 5,8 4,2 1,7 39,5
7 Mitarbeitende zum 31.12. 351 335 16 4,8

Tenside & Derivate

Tenside haben als oberflächenaktive Substanzen ein überaus breites Anwendungsspektrum. Sie verringern die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit oder die Grenzflächenspannung etwa zwischen einer festen Oberfläche und einer Flüssigkeit. Ihre Wirkungsvielfalt umfasst Schäumen, Benetzen, Emulgieren und Reinigen. Tenside sind Grundkomponenten von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Körperpflegeprodukten. Darüber hinaus finden sie unter anderem in der Textilindustrie und der Agrochemie sowie bei der Herstellung von Schmierstoffen, Farben, Lacken und auch Kunststoffen Anwendung.

Kennzahlen des Segments Tenside und Derivate 2022

Anteil am Konzernumsatz

17,5 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

12,8 %

Anteil an den Konzernsachlagen

6,9 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

15,1 %

Das Segment Tenside & Derivate umfasst die Geschäftsfelder Anionische Tenside, Nichtionische Tenside, Betaine (amphotere Tenside) sowie Downstream-Aktivitäten im Konsumgüterbereich. Zu diesem Segment zählen die PCC Exol SA, Brzeg Dolny, sowie deren US-amerikanische Tochtergesellschaft PCC Chemax, Inc., Piedmont (South Carolina). Im Segment Tenside & Derivate führt die PCC SE seit 2022 auch die PCC Consumer Products S.A. und ihre Tochtergesellschaften. Die Konsumgüterproduktion umfasst Haushalts- und Industriereiniger sowie Waschmittel und Körperpflegeprodukte sowohl unter eigenen Markennamen als auch als Private-Label-Produkte. Das Segment Tenside & Derivate erzielte 2022 einen Umsatz in Höhe von 231,8 Mio. €. Gegenüber dem Vorjahr (158,1 Mio. €) bedeutet dies ein Plus von 46,6 %. Der Anteil am Gesamtumsatz des PCC-Konzerns erhöhte sich um 1,4 Prozentpunkte auf 17,5 %. Die Zahl der Mitarbeitenden blieb mit 513 weitgehend konstant (Vorjahr: 511).

Die dominierende Beteiligung in diesem Segment ist die PCC Exol SA, die ihre Performance 2022 gegenüber dem bereits ausgesprochen erfolgreichen Vorjahr erneut verbessern konnte. Dabei profitierte die PCC Exol SA insbesondere bei ihren Rohstoffen für die Körperpflege- und Reinigungsmittelindustrie von deutlich gestiegenen Absatzmengen. Die Nachfrage nach Spezialprodukten für industrielle Anwendungen blieb ebenfalls auf hohem Niveau. Dieser Bereich soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden und in den Folgejahren zu weiterem Wachstum beitragen. Im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 konnte die PCC Exol SA außerdem von sinkenden Rohstoffeinkaufspreisen basierend auf den rückläufigen Notierungen für die Basisrohstoffe Ethylen und Propylen profitieren. Demzufolge schloss die PCC Exol SA das Geschäftsjahr 2022 auf allen Ergebnisebenen erneut ausgesprochen erfolgreich und über Vorjahr ab. Dies gilt auch für ihre US-amerikanische Tochtergesellschaft sowie für das Segment Tenside & Derivate insgesamt. Dabei wurden die Verluste des Geschäftsfeldes Konsumgüter bei Weitem überkompensiert. Die größte Beteiligung des Konsumgüterbereichs ist die PCC Consumer Products Kosmet Sp. z o.o. Bei dieser Beteiligung wirkten sich insbesondere in der ersten Jahreshälfte die steigenden Rohstoffeinkaufspreise ergebnisbelastend aus. Erst mit erfolgreicher Umsetzung deutlicher Preiserhöhungen auf der Verkaufsseite konnte die PCC Consumer Products Kosmet Sp. z o.o. ab Mitte des Jahres zumindest auf Monatsebene wieder positive Ergebnisse erzielen, die im Jahresverlauf kontinuierlich anstiegen. Insgesamt blieb die PCC Consumer Products Kosmet Sp. z o.o., und damit auch der gesamte Konsumgüterbereich, 2022 weiterhin defizitär.

Ähnlich wie im Segment Polyole & Derivate plant die PCC-Gruppe auch im Segment Tenside & Derivate, das Produktportfolio weiter zu diversifizieren und den Anteil an höherwertigen Spezialprodukten kontinuierlich auszubauen. Dabei wird der Vertrieb segmentübergreifend zunehmend anwendungsbezogen ausgerichtet und soll zusätzlich durch Regionalmanager gestärkt werden. Dies gilt sowohl für den westeuropäischen als auch für den osteuropäischen Raum (außer Russland). Darüber hinaus wird weiterhin eine zunehmende Internationalisierung angestrebt, insbesondere im asiatischen Markt, aber auch in der MENA-Region und langfristig gesehen auch in den USA. Durch Abschluss eines gemeinsamen Abnahmevertrages mit ihrem wichtigsten Ethylenoxid-Lieferanten stellte die PCC Exol SA zusammen mit der PCC Rokita SA bereits Ende 2021 ihre Versorgung mit diesem wesentlichen Rohstoff langfristig sicher. Dieser Vertrag bedingt allerdings auch auf PCC-Seite in den kommenden Jahren einen weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten, deren Auslastung mit dem fortschreitenden Ausbau sowohl des Kunden- als auch des Produktportfolios frühzeitig vorbereitet werden soll.

wdt_ID Segment Tenside & Derivate in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 231,8 158,1 73,7 46,6
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 44,6 36,0 8,6 23,9
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 276,3 194,0 82,3 42,4
4 EBITDA 40,0 19,0 20,9 >100
5 Sachanlagen 63,6 61,3 2,4 3,9
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 14,9 10,2 4,7 45,8
7 Mitarbeitende zum 31.12. 513 511 2 0,4

Chlor & Derivate

Chlor zählt zu den wichtigsten und meistproduzierten Grundstoffen in der chemischen Industrie. Innerhalb des PCC-Konzerns dient die Chemikalie unter anderem zur Herstellung von Propylenoxid für unsere Polyole-Produktion sowie als Rohstoff für die Produktion von Monochloressigsäure (MCAA, englisch: Monochloroacetic acid) und von Phosphor-Derivaten. Chlor kommt außerdem als Desinfektionsmittel zum Einsatz und findet, ebenso wie diverse Chlor-Folgeprodukte, unter anderem in der Wasserwirtschaft und der Petrochemie Anwendung.

Das Segment Chlor & Derivate ist in vier Geschäftsfelder unterteilt: Chlor, Chlor-Folgeprodukte, Monochloressigsäure (MCAA) sowie Phosphor- und Naphthalin-Derivate. Zu diesem Segment zählen die entsprechende Geschäftseinheit der PCC Rokita SA, also deren Business-Unit Chlor, die Business-Unit Phosphor- und Naphthalin-Derivate der PCC Rokita SA, die MCAA SE sowie die PCC MCAA Sp. z o.o., alle am Standort Brzeg Dolny. Der Umsatz dieses Segments belief sich 2022 auf 388,5 Mio. € und lag damit um 85,8 % über Vorjahr (209,1 Mio. €). Der Anteil am Konzernumsatz erhöhte sich auf 29,3 % (Vorjahr: 21,3 %). Das Segment beschäftigte im abgelaufenen Geschäftsjahr 464 Mitarbeitende (Vorjahr: 505).

Das Segment Chlor & Derivate stellte 2022 mit weitem Abstand den Hauptumsatz- und Hauptergebnisträger des PCC-Konzerns dar. Die durchschnittlichen Verkaufspreise für alle Chlor-Produkte erreichten dabei teilweise historische Höchststände. Getragen wurde diese Entwicklung vom anhaltend hohen beziehungsweise in einigen Anwendungsbereichen sogar noch steigenden Bedarf an Chlor-Derivaten, bei gleichzeitig rückläufigem Angebot. Die Verknappung resultierte unter anderem aus temporären, Force-Majeure-bedingten Produktionsstillständen bei einigen Wettbewerbern sowie dem kriegsbedingten Stillstand der Chlor-Produktion in der Ukraine. Darüber hinaus fuhr beispielsweise die Polyvinylchlorid (PVC)-Industrie im Jahresverlauf 2022 in Erwartung einer nachlassenden Baukonjunktur ihre der Herstellung von PVC vorgeschaltete Chlor-Produktion zurück. Das Aufkommen an Chlor-Nebenprodukten wurde dadurch noch weiter verringert, was zu einem deutlichen Anstieg der Verkaufspreise für diese Produkte führte. Darüber hinaus stieg der Bedarf am Chlor-Nebenprodukt Salzsäure ab dem dritten Quartal 2022 aufgrund des Wiederanfahrens mehrerer Kohlekraftwerke sehr stark an und trieb die Salzsäure-Preise drastisch nach oben. Die Business-Unit Chlor der PCC Rokita SA schloss das Geschäftsjahr 2022 infolge dieser Entwicklungen sehr erfolgreich und deutlich über Vorjahr ab.

Dies gilt auch für die Business-Unit Phosphor- und Naphthalin-Derivate der PCC Rokita SA, die ebenfalls von deutlich höheren durchschnittlichen Verkaufspreisen, insbesondere für bestimmte Phosphor-Derivate, profitierte. Im Jahresverlauf 2022 gerieten die Verkaufspreise durch den wieder anziehenden Wettbewerb aus China zwar zunehmend unter Druck, dennoch erzielte diese Business-Unit im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt ein historisch gutes Ergebnis.

Im Geschäftsfeld MCAA lagen Umsatz und Ergebnis ebenfalls deutlich über Vorjahr und über unseren Erwartungen. Die Nachfrage nach Monochloressigsäure, die unter anderem für die Produktion von hautfreundlichen Tensiden (Betainen) eingesetzt wird, blieb 2022 auf hohem Niveau. Rückläufige Auftragseingänge seitens eines Großkunden (einem Zulieferer für die PVC-Industrie) konnten mit steigenden Verkäufen an andere Abnehmer kompensiert werden. Hierbei kam der PCC MCAA Sp. z o.o. auch die starke Nachfrage auf dem US-amerikanischen Markt zugute. Außerdem profitierte diese Konzerngesellschaft von den hohen Verkaufsmengen für das in ihrem Produktionsprozess anfallende Nebenprodukt Salzsäure. Der MCAA-Produktionsprozess und auch die Einsatzfaktoren wurden 2022 ebenfalls weiter optimiert. Demzufolge beendete die PCC MCAA Sp. z o.o. das Geschäftsjahr 2022 erfolgreich und deutlich besser als erwartet.

Kennzahlen des Segments Chlor und Derivate 2022

Anteil am Konzernumsatz

29,3 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

14,5 %

Anteil an den Konzernsachlagen

20,9 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

13,7 %
wdt_ID Segment Chlor & Derivate in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 388,5 209,1 179,4 85,8
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 171,0 108,7 62,3 57,4
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 559,5 317,8 241,8 76,1
4 EBITDA 204,9 68,0 136,9 >100
5 Sachanlagen 193,6 201,3 -7,7 -3,8
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 16,9 13,9 3,0 21,8
7 Mitarbeitende zum 31.12. 464 505 -41 -8,1

Silizium & Derivate

Siliziummetall wird unter anderem als Aluminium-Legierungselement sowie in der chemischen Industrie bei der Siloxan- und Silikonherstellung verwendet. Darüber hinaus besteht langfristig ein starker Bedarfszuwachs von Siliziummetall und dem bei der Produktion anfallenden Silizium-Pulver unter anderem durch neue Anwendungen im Rahmen des Klimaschutzes.

Kennzahlen des Segments Silizium & Derivate 2022

Anteil am Konzernumsatz

8,5 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

2,2 %

Anteil an den Konzernsachlagen

38,9 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

6,6 %

Das Segment Silizium & Derivate gliedert sich in die Geschäftsfelder Siliziummetall und Quarzit und umfasst die PCC Bakki-Silicon hf., Húsavík (Island), mit ihrer Siliziummetall-Produktion und die PCC Silicium S.A., Zagórze (Polen), die in ihrem Quarzit-Steinbruch den Basisrohstoff für Siliziummetall fördert. Darüber hinaus wird die PCC Seaview Residences ehf., Húsavík, die Wohnraum für die Mitarbeitenden vor Ort organisiert, in diesem Segment geführt. Insgesamt erzielte das Segment Silizium & Derivate im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 112,4 Mio. € und übertraf den Vorjahreswert von 48,1 Mio. € somit um 133,8 %. Dieser deutliche Anstieg resultiert im Wesentlichen aus dem erstmalig ganzjährigen Betrieb der Siliziummetall-Anlage in Island. Der Anteil am Konzernumsatz betrug 8,5 % (Vorjahr: 4,9 %). Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich auf 223 (Vorjahr: 214).

Hauptumsatzträger des Segments ist die PCC BakkiSilicon hf. die im isländischen Húsavík eine Siliziummetall-Anlage mit einer nominalen Jahreskapazität von 32.000 Tonnen betreibt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr produzierte diese Konzerngesellschaft nahezu ganzjährig mit ihren beiden Öfen. Dabei verliefen die ersten Monate 2022 sehr erfolgreich, vor allem aufgrund der außergewöhnlich hohen Verkaufspreise für Siliziummetall, die sogar Exporte bis nach Japan möglich machten. Im April 2022 wurden außerdem die bereits im Vorjahr mit allen Stakeholdern aufgenommenen Gespräche über eine Restrukturierung der Finanzierung der PCC BakkiSilicon hf. erfolgreich abgeschlossen. Hierdurch wurde die Eigenkapitalbasis der PCC BakkiSilicon hf. deutlich gestärkt und gleichzeitig die Zinslast erheblich reduziert, was sich nachhaltig positiv auf die Entwicklung der Gesellschaft auswirkt. Der Anteil der PCC SE an der PCC BakkiSilicon hf. verringerte sich im Rahmen dieser Restrukturierung zwar von 86,5 % auf 65,4 %, die PCC SE blieb dennoch mit Abstand Mehrheitsgesellschafter dieser Konzerngesellschaft.

Im Jahresverlauf führten dann unter anderem steigende Energiepreise zu einem deutlichen Nachfragerückgang nach Siliziummetall, insbesondere seitens der europäischen Aluminiumindustrie, aber auch anderer Abnehmer. Darüber hinaus drängten zunehmend Siliziummetall-Mengen aus China und Brasilien auf den europäischen Markt, wodurch die Verkaufspreise immer mehr unter Druck gerieten. Die Preise dieser Importmengen lagen sogar teilweise unter den Herstellkosten für Siliziummetall in Europa. Denn hier stiegen nicht nur die Strompreise, sondern unter anderem auch die Einkaufspreise für Kohle, die als Reduktionsmittel im Siliziummetall-Produktionsprozess eingesetzt wird, infolge des Krieges in der Ukraine erheblich an. Einige europäische Siliziummetall-Hersteller stoppten ihre Produktion daher. Die PCC BakkiSilicon hf. nahm Mitte Dezember zumindest einen ihrer beiden Öfen vorübergehend außer Betrieb. Aufgrund dieser Entwicklungen rutschte diese Konzerngesellschaft und damit das gesamte Segment Silizium & Derivate im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 in die Verlustzone. Inzwischen zeichnet sich zwar eine vorsichtige Belebung der Nachfrage ab, und auch die Rohstoffeinkaufspreise weisen eine fallende Tendenz auf. Dennoch wird es seitens der PCC BakkiSilicon hf. 2023 zusätzlicher Maßnahmen zur Senkung der Fixkosten sowie zur Verbesserung der Produktionseffizienz bedürfen, um wieder in die Gewinnzone zu kommen und nachhaltig profitabel zu bleiben. Darüber hinaus wird die fortgesetzte Diversifizierung des Kundenportfolios weiter im Fokus dieser Gesellschaft stehen. Langfristig zeichnet sich nach wie vor ein starker Bedarfszuwachs für Siliziummetall ab, unter anderem aus neuen Einsatzfeldern wie dem Batteriebereich, und damit auch eine weitere deutliche Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds für diesen Geschäftsbereich.

Auch die PCC Silicium S.A. beendete das abgelaufene Geschäftsjahr mit Verlust. Wesentliche Ursache war der starke Absatzeinbruch bei den nicht für die Siliziummetall-Produktion geeigneten Quarzit-Qualitäten. Die entsprechenden Kunden in der Ferrolegierungsindustrie fuhren ihre Produktion infolge hoher Energiekosten und sinkender Nachfrage im Jahresverlauf 2022 zurück, wodurch sich die Abnahmemengen entsprechend reduzierten. Die Verkäufe von Schotter für den Bau von Straßen und Eisenbahntrassen blieben dagegen aufgrund der Vielzahl neuer Infrastrukturprojekten in der Region 2022 weiterhin auf sehr hohem Niveau. Die Margen in diesem Geschäftsfeld sind allerdings deutlich geringer als beim Quarzit. Außerdem wirkten sich deutlich höhere Kosten für innerbetriebliche Transporte (unter anderem infolge stark gestiegener Kraftstoffpreise) sowie für externe Dienstleistungen wie Materialabsprengungen ergebnisbelastend aus.

wdt_ID Segment Silizium & Derivate in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 112,4 48,1 64,3 >100
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 10,7 0,0 10,6 >100
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 123,0 48,1 74,9 >100
4 EBITDA -1,2 9,6 -10,9 < -100
5 Sachanlagen 361,5 354,7 6,8 1,9
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 2,6 6,5 -4,0 -60,5
7 Mitarbeitende zum 31.12. 223 214 9 4,2

Handel & Services

Im Handel mit petro- und carbostämmigen Rohstoffen verfügt die PCC-Gruppe über eine Expertise aus nahezu drei Jahrzehnten. Zum Handelsportfolio der PCC Trade & Services GmbH gehören chemische Basisrohstoffe sowie Kokerei-Nebenprodukte wie Rohteer und Rohbenzol und feste Brennstoffe wie Koksgrus, Kleinkoks und Anthrazit in kleinen Körnungen. Darüber hinaus bietet diese Gesellschaft auch Logistikdienstleistungen an. Zu den weiteren Services, die in diesem Segment geführt werden, gehört der Bereich konventioneller Energien, der vor allem die eigenen Anlagen der PCC SE in Polen mit Prozessdampf und auch Strom versorgt, sowie eine Vielzahl weiterer interner Dienstleistungen, unter anderem in den Bereichen Informationstechnologie, Infrastruktur, Analytik, Wartung- und Instandhaltung sowie Entsorgung.

Das Segment Handel & Services gliedert sich in die beiden Geschäftsfelder Rohstoffhandel und Dienstleistungen und umfasst die Handelsgesellschaften PCC Trade & Services GmbH, Duisburg, distripark.com Sp. z o.o., Brzeg Dolny, PCC Morava-Chem s.r.o., Český Těšín (Tschechien), und die türkische Vertriebsgesellschaft PCC Exol Kimya Sanayi ve Ticaret Limited Şirketi, Istanbul. Zudem wird die Hafengesellschaft AO Novobalt Terminal, Kaliningrad (Russland), in diesem Segment konsolidiert. Darüber hinaus führen wir in diesem Segment den Bereich konventioneller Energien mit der entsprechenden Geschäftseinheit der PCC Rokita SA, also deren Business-Unit Energie, sowie der PCC Energetyka Blachownia Sp. z o.o., Kędzierzyn-Koźle (Polen). Zum Geschäftsfeld Dienstleistungen zählt außerdem eine Reihe weiterer Gesellschaften, die überwiegend konzerninterne Dienstleistungen erbringen, unter anderem die PCC IT S.A., die PCC Apakor Sp. z o.o., die LabMatic Sp. z o.o. und die Ekologistyka Sp. z o.o., jeweils mit Sitz in Brzeg Dolny. Insgesamt erzielte das Segment Handel & Services im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 191,5 Mio. € und übertraf den Vorjahreswert von 189,2 Mio. € somit um 1,2 %. Der Anteil am Konzernumsatz reduzierte sich um 4,8 Prozentpunkte auf 14,5 %. Die Zahl der Mitarbeitenden betrug 1.099 (Vorjahr: 1.043).

Hauptumsatzträger des Segments ist die Handelsgesellschaft PCC Trade & Services GmbH. Das Geschäft dieser Beteiligung, die einen Großteil der von ihr gehandelten Rohstoffe in den Vorjahren aus Russland bezogen hatte, wurde ab März 2022 entscheidend durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geprägt. Nach Ausbruch des Krieges arbeitete die PCC Trade & Services GmbH mit Hochdruck an der Verschiffung der im russischen Hafen Kaliningrad und in Ventspils (Lettland) bereits eingelagerten sowie der dorthin noch aus Altverträgen im Zulauf befindlichen Mengen. Unter strikter Einhaltung der gegen Russland verhängten Sanktionen wurden hieraus bis Anfang Juli 2022 noch Altverträge auf der Verkaufsseite bedient. Parallel dazu wurde der Handel mit Rohstoffen aus anderen Provenienzen fortgesetzt und außerdem neue Lieferquellen als Ersatz für die russischen Mengen geprüft. Infolgedessen ging die Absatzmenge der PCC Trade & Services GmbH im Vergleich zum Vorjahr stark zurück. Umsatzseitig konnte jedoch das hohe Vorjahresniveau nahezu wieder erreicht werden. Hauptursache dafür war das deutlich höhere durchschnittliche Verkaufspreisniveau, getragen von hoher Nachfrage bei gleichzeitiger Angebotsverknappung, insbesondere aufgrund des Importstopps für russische Rohstoffe. Die PCC Trade & Services GmbH beendete das Geschäftsjahr 2022 trotz dieses herausfordernden Marktumfeldes ausgesprochen positiv und viel besser als erwartet. Auch die übrigen Handelsgesellschaften des PCC-Konzerns erzielten 2022 positive, über unseren Erwartungen liegende Ergebnisse.

Das Segment Handel & Services insgesamt schloss das Geschäftsjahr 2022 erwartungsgemäß mit Verlust ab. Zu den wesentlichen Ursachen zählen dabei die hohen Kosten für CO2-Zertifikate und Stromgebühren in Polen sowie hohe Personalkosten in einigen der in diesem Segment geführten Geschäftseinheiten der PCC Rokita SA. Auf Ebene der PCC Rokita SA wurden diese Kosten jedoch bei Weitem überkompensiert.

Kennzahlen des Segments Handel & Services 2022

Anteil am Konzernumsatz

14,5 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

6,8 %

Anteil an den Konzernsachlagen

13,0 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

32,4 %
wdt_ID Segment Handel & Services in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 191,5 189,2 2,4 1,2 %
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 129,9 90,2 39,7 44,1 %
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 321,5 279,4 42,1 15,1 %
4 EBITDA -9,6 5,8 -15,5 < -100 %
5 Sachanlagen 120,4 109,2 11,3 10,3 %
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 7,9 16,5 -8,6 -52,1 %
7 Mitarbeitende zum 31.12. 1.099 1.043 56 5,4 %

Logistik

Das Segment Logistik ist in drei Geschäftsfelder unterteilt: Intermodaler Transport, Straßen- sowie Eisenbahntransport. Die PCC Intermodal SA ist einer der führenden Anbieter von Containertransporten in Polen. Das Logistiknetz reicht auf der Basis mehrerer eigener Containerterminals von Osteuropa bis in die Beneluxländer. Die Tankwagenflotte der PCC-Gruppe ist auf den europaweiten Straßentransport flüssiger Chemikalien spezialisiert.

Kennzahlen des Segments Logistik 2022

Anteil am Konzernumsatz

10,4 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

39,1 %

Anteil an den Konzernsachlagen

11,2 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

19,2 %

Zum Segment Logistik zählen wir die polnische PCC Intermodal SA, Gdynia, und deren deutsche Tochtergesellschaft PCC Intermodal GmbH, Duisburg, sowie die PCC Autochem Sp. z o.o., Brzeg Dolny, und in Russland die ZAO PCC Rail, Moskau. Der Umsatz des Logistik-Segments belief sich 2022 auf 137,9 Mio. € und lag damit um 17,7 % über Vorjahr (117,2 Mio. €). Der Anteil am Konzernumsatz betrug 10,4 % (Vorjahr: 12,0 %). Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich zum Stichtag um 35 auf 652.

Das Segment Logistik wird von der PCC Intermodal SA dominiert, deren Portfolio regelmäßige kombinierte Transporte sowohl innerhalb Polens als auch auf internationalen Strecken mit Ausgangspunkten unter anderem in Rotterdam, Hamburg und Duisburg umfasst. Die Bedingungen auf dem internationalen Containermarkt blieben 2022 weiterhin schwierig. Der weltweite Rückstau von Containern, der im Wesentlichen durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns verursacht worden war, löste sich 2022 zwar zunehmend auf. Viele Baustellen auf den Bahnstrecken in Polen und Deutschland sowie in jüngster Zeit auch verstärkt im niederländisch-deutschen Grenzgebiet führten jedoch immer wieder zu Verzögerungen bei den Transporten. In Polen wurde die Situation durch die Priorisierung von Kohle- und Getreidetransporten gegenüber allen anderen Transporten noch zusätzlich verschärft. In diesem schwierigen Marktumfeld konnte sich die PCC Intermodal SA dennoch hervorragend behaupten und das Jahr 2022 sehr erfolgreich und über dem bereits guten Vorjahr abschließen. Im intermodalen Transportbereich lag 2022 weiterhin ein Investitionsschwerpunkt des PCC-Konzerns. Mit der Anschaffung weiterer Lokomotiven und Plattformen sowie dem kontinuierlichen Ausbau der bestehenden Terminals wurden auch 2022 wichtige Grundsteine für weiteres Wachstum gelegt. Der Bau weiterer Terminals soll dies langfristig stützen. Ein entsprechendes Projekt südlich der polnischen Seehäfen Gdynia und Gdańsk wurde daher 2022 weiter vorangetrieben. So erwarb die PCC Intermodal SA im Sommer 2022 die für dieses Projekt erforderlichen Grundstücke. In Vorbereitung auf die weitere Umsetzung dieses Projektes und seiner Finanzierung wurde außerdem die Eigenkapitalbasis der PCC Intermodal SA durch einen Debt-Equity-Swap seitens der PCC SE gestärkt. Darüber hinaus wurden öffentliche Fördermittel für dieses Projekt beantragt. Zusätzliches Wachstumspotenzial für den intermodalen Transportbereich sollte sich außerdem durch den Ausbau der Aktivitäten der PCC Intermodal GmbH ergeben. Diese Gesellschaft erhielt im dritten Quartal 2022 vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen die Zulassung als Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Anfang 2023 wurde dann auch die Sicherheitsbescheinigung, die gemäß Allgemeinem Eisenbahngesetz (AEG) für den Betrieb eines solchen EVUs auf übergeordneten Netzen erforderlich ist, erteilt. Auf dieser Basis kann die PCC Intermodal GmbH ab 2023 Transporte mit eigenen Lokomotiven durchführen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der PCC-Intermodal-Gesellschaften insgesamt weiter gestärkt werden wird.

Die Tankwagenspedition PCC Autochem Sp. z o.o. verzeichnete vergangenes Jahr trotz stark steigender Personal- und Kraftstoffkosten eine positive Geschäftsentwicklung über unseren Erwartungen. Darüber hinaus verbuchte diese Beteiligung einen außerordentlichen Ertrag im einstelligen Millionenbereich aus einer Versicherungsentschädigung für die im Vorjahr durch einen Großbrand zerstörte Tankwagenreinigungsanlage. Umsatz- und Ergebnisentwicklung des russischen Waggonbetreibers ZAO PCC Rail zeigten sich aufgrund der gestiegenen Waggontarife in Russland gegenüber Vorjahr deutlich verbessert. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine stieg die Nachfrage nach Transportmitteln in Russland noch zusätzlich an. Gleichzeitig nahmen mit zunehmender Dauer des Krieges die Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung dieses innerrussischen Geschäfts weiter zu. Hinzu kam die fortschreitende Veralterung der PCC-eigenen Waggonflotte. Die ZAO PCC Rail veräußerte daher zum Jahresende 2022 ihre gesamten Waggons und stellte die Geschäftstätigkeit der Waggonvermietung ein.

wdt_ID Segment Logistik in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 137,9 117,2 20,7 17,7
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 20,2 16,8 3,4 20,5
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 158,1 134,0 24,1 18,0
4 EBITDA 30,3 23,3 7,1 30,4
5 Sachanlagen 104,1 82,3 21,8 26,4
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 45,5 32,7 12,8 39,0
7 Mitarbeitende zum 31.12. 652 617 35 5,7

Holding & Projekte

Das Segment Holding & Projekte steuert Zukunftsprojekte, etwa aktuell den Bau einer Alkoxylate-Produktion in Malaysia gemeinsam mit unserem Joint-Venture-Partner PETRONAS Chemicals Group Berhad (PCG); eine weitere Anlage in den USA ist in der Planungsphase. In diesem Segment führen wir auch unser Startup PCC Thorion GmbH, das einen innovativen Werkstoff aus Nano-Silizium-Pulver zur Leistungssteigerung von Lithium-Ionen-Batterien entwickelt.

Das Segment ist in die beiden Geschäftsfelder Beteiligungsmanagement und Projekte gegliedert. Neben der Konzernholding PCC SE und der Zwischenholding PCC Chemicals GmbH zählen die PCC Renewables GmbH und die Projektgesellschaft PCC Thorion GmbH, beide mit Sitz in Duisburg, zu diesem Segment. Darüber hinaus werden diverse weitere Projektgesellschaften sowie unsere umweltfreundlichen Kleinwasserkraftwerke in dem Segment geführt. Das Segment Holding & Projekte erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Ergebnis vor Finanzergebnis, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von – 8,4 Mio. € (Vorjahr: – 7,8 Mio. €). Hier spiegelt sich im Wesentlichen die EBITDA-Entwicklung bei der Konzernholding PCC SE wider. Die Zahl der Mitarbeitenden des Segments betrug zum Stichtag 89 (Vorjahr: 86).

Im Segment Holding & Projekte werden des Weiteren noch zwei Projektgesellschaften geführt, die nach der Equity-Methode in den Konzernabschluss der PCC SE einbezogen werden: das Joint Venture OOO DME Aerosol, Pervomaysky, sowie das Joint Venture PCG PCC Oxyalkylates Sdn. Bhd., Kuala Lumpur. Die Entwicklung der malaysischen Projektgesellschaft, die wir gemeinsam mit unserem Joint-Venture-Partner PETRONAS Chemicals Group Berhad (PCG), einem der führenden Chemieproduzenten Südostasiens, betreiben, schritt 2022 planmäßig voran. Der Bau der geplanten Produktionsanlage für Alkoxylate (spezielle nichtionische Tenside und Polyether-Polyole für ein breites Spektrum industrieller Anwendungen) mit einer Jahreskapazität von 70.000 Tonnen soll 2023 abgeschlossen werden. Die Inbetriebnahme ist für das dritte Quartal dieses Jahres vorgesehen. Dann wird die PCG PCC Oxyalkylates Sdn. Bhd. mit ihrer Alkoxylate-Produktion zu weiterem Wachstum in den Segmenten Polyole & Derivate und Tenside & Derivate beitragen. Die Expansion von Kerngeschäftsbereichen der PCC-Gruppe in der wachstumsstarken Region Südostasien soll dadurch segmentübergreifend vorangetrieben werden.

Beim Joint Venture OOO DME Aerosol, welches in der Region Tula (Russland) eine Anlage zur Herstellung von Dimethylether („DME“) betreibt, wurde die Geschäftsentwicklung 2022 durch den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen, die unter anderem die Europäische Union erlassen hat, geprägt. Im Zuge dessen kann der Verkauf nur noch in Länder erfolgen, in denen der Erwerb und Import von DME aus Russland nicht sanktioniert ist. Trotzdem konnte ein kontinuierlicher Anlagenbetrieb aufrechterhalten und erstmalig ein positives Jahresergebnis erzielt werden. Hierbei kamen der OOO DME Aerosol auch positive Währungseffekte zugute.

Im Bereich der erneuerbaren Energien, den wir im Geschäftsfeld Projekte führen, wurde 2022 mit der finalen Inbetriebnahme des fünften Kleinwasserkraftwerks in Nordmazedonien, ein wichtiger Meilenstein erreicht. Diese Inbetriebnahme hatte sich aufgrund langwieriger, behördlicher Genehmigungsprozesse seit März 2020 immer wieder verzögert. Auch für drei Standorte in Bosnien-Herzegowina stehen immer noch Genehmigungen aus und ein Abschluss dieses langwierigen Prozesses ist nach wie vor nicht in Sicht. Dort ist weiterhin nur ein Kraftwerk in Betrieb. Immerhin lieferten die nunmehr sechs operativen Beteiligungen auch 2022 relativ stabile Cashflows. Angesichts des allgemein steigenden Energiebedarfs sowie der aktuellen Klimaschutzinitiativen erwartet die PCC SE perspektivisch gesehen eine zunehmende Flexibilität bei einer möglichen Verwertung dieser Assets. Die Projektgesellschaft PCC Thorion GmbH startete im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie den Universitäten in Freiburg und Duisburg zur Entwicklung eines innovativen Werkstoffes aus Nano-Silizium-Pulver auf Basis unseres Siliziummetalls aus Island. Ziel des Projektes ist die Steigerung der Leistungsfähigkeit von Lithium-Ionen-Batterien. Eine erfolgreiche Projektumsetzung vorausgesetzt, könnte hierdurch die Wertschöpfungskette in unserem Segment Silizium & Derivate verlängert und dessen Profitabilität deutlich gesteigert werden.

Mit Neugründung der US-amerikanischen Projektgesellschaft PCC Chemicals Corporation, Wilmington, DE wurde 2022 im Segment Holding & Projekte der Grundstein für eine weitere Expansion in den Segmenten Polyole & Derivate sowie Tenside & Derivate, also im Kerngeschäft des PCC-Konzerns, gelegt. Außerdem wurde 2022 ein Grundstück für den Bau einer Produktionsanlage für Alkoxylate für den wachstumsstarken US-amerikanischen Markt identifiziert. Die finale Investitionsentscheidung steht jedoch noch aus.

Kennzahlen des Segments Holding & Projekte 2022

Anteil am Konzernumsatz

0,2 %

Anteil an den Konzeninvestitionen

19,5 %

Anteil an den Konzernsachlagen

3,7 %

Anteil Mitarbeitende im Konzern

2,6 %
wdt_ID Segment Holding & Projekte in Mio. € 2022 2021 Veränderung absolut Veränderung relativ
1 Umsatzerlöse mit Dritten, konsolidiert 2,8 2,3 0,5 22,8 %
2 Umsatzerlöse mit anderen PCC-Segmenten 0,0 2,0 -2,0 -100,0 %
3 Umsatzerlöse des Segments (Gesamtleistung) 2,8 4,3 -1,5 -34,9 %
4 EBITDA -8,4 -7,8 -0,6 7,9 %
5 Sachanlagen 34,2 25,6 8,5 33,2 %
6 Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen 22,7 26,8 -4,1 -15,4 %
7 Mitarbeitende zum 31.12. 89 86 3 3,5 %